Gethsemanegemeinde
Gethsemane in Sendling-Westpark
Palmsonntag, 30. März 1958: An diesem Tag wurde die Gethsemanekirche eingeweiht. Sie ist eine Tochter der Himmelfahrtsgemeinde Sendling. Deren Gemeindegliederzahl war 1956 unter der Leitung von Pfarrer Oskar Loy auf etwa 14.000 angewachsen. Es wurde darum ein zweiter Pfarrsprengel „Sendling-West“ mit eigenem Pfarrer eingerichtet. Für die Gottesdienste und Kindergottesdienste konnte die evangelische Kapelle im städtischen Altenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz genutzt werden. Gemeindeabende fanden im Café Fischer am Waldfriedhof statt.
1957 wurde ein Freundeskreis zur Unterstützung des Kirchenbaus gegründet. Beim Start des neuen Pfarrsprengels 1956 zählten 3.600 Seelen zum Einzugsgebiet, bei der Einweihung waren es schon 5.000 und 1968 6.200 Gemeindeglieder. So stark war die Bautätigkeit im Viertel. Im Tausch gegen ein kircheneigenes Grundstück am Krüner Platz wurde der als günstig erachtete Bauplatz Ecke Ettalstraße und Wessobrunner Straße erworben. Mit der Planung wurde der bewährte und in jenen Jahren in München sehr aktive Architekt Gustav Gsaenger beauftragt.
Am Himmelfahrtstag, 30. Mai 1957, erfolgte die Grundsteinlegung. Der Bau konnte zügig fertig gestellt werden. Die Spendenfreudigkeit der neu entstehenden Gemeinde war groß. So war es möglich, die Inneneinrichtung selbst zu bezahlen und bei der Einweihung am Palmsonntag, 30. März 1958, auch schon die selbst finanzierten Glocken zu weihen. 1958 konnte eine gebrauchte Orgel gekauft werden. Der evangelische Dekanatsbezirk stiftete das 1959 fertiggestellte großflächige Altarbild. Die Tochter des Architekten, Angelika Gsaenger, hatte zu dem von der Gemeinde gewählten Namen „Gethsemane“ ein entsprechendes Bild entworfen - das Gebet Jesu im Garten Gethsemane.
Am 16. Oktober 1958 wurde die Gethsemanegemeinde zur „Tochterkirchengemeinde“ erhoben und am 5. Juli 1960 zur selbständigen Pfarrkirchengemeinde erklärt.
1994-1996 großer Innenumbau der Kirche - Zum Konzept des Umbaus der Gethsemanekirche
Text von Architekt Eberhard Wimmer, Dipl-Ing. - M.Arch. - zitiert aus der Schrift zur Wiedereinweihung
Kirchenraum und Gemeindesaal unterscheiden sich im Allgemeinen aufgrund verschiedener Funktionen in den Ansprüchen an den Raum und seine Belichtung. Hier ging es darum, keine Barriere zwischen dem sakralen und dem profanen Bereich zu errichten, sondern Räume mit differenziertem Charakter in einem Gesamtraum, dem Raum der Kirche zu schaffen. Nur leichte und transparente Elemente ließen größtmögliche Offenheit erwarten.
Bereits der Architekt der Kirche Gustav Gsaenger hatte den kleinen Gemeindesaal im Obergeschoss mit großen Glastüren wie eine Loggia zum Kirchenraum geöffnet.
Die völlig umgestaltete Orgel auf der neuen schwebenden Empore wird zur Mittlerin zwischen den beiden Bereichen des langgestreckten Raumes. Sie ist von beiden Seiten sichtbar. Ihre Klangqualität soll sich durch den Umbau sogar verbessert haben. Der Schwung der Empore wurde aus der Geometrie des ehemaligen Orgelpodestes übernommen, erinnert daran auch im Muster des Steinbodens und gibt dem kürzer gewordenen Gottesdienstraum Halt.
Eine Glaswand als diaphane Struktur schafft eine minimale räumlich-klimatische Begrenzung des Gemeindesaales. Die große Raumhöhe wird im Saal durch ein Feld von Pendelleuchten und den dunklen Bodenbelag gemindert. Zur Belichtung wurde ein großes Fenster in die Südwand gebrochen. Der Saalzugang und das Fenster liegen auf einer neuen „profanen“ Raumachse senkrecht zum Kirchenraum. Dadurch entsteht ein Raum im Raum, dessen Charakter sich vom liturgisch genutzten Raum unterscheidet.
Das Licht des Vormittags strahlt im Osten des Gesamtraumes durch das vertikale Fenster in den Altarraum. Am Nachmittag erhellt es - „irdischer“ geworden - durch das neue horizontal gegliederte Fenster den neuen Gemeindesaal im Westen, dort wo einmal auf einem geschwungenen Chorpodest die Orgel stand. Die Lichtführung zum Altarraum kann an hellen Sonnentagen durch die Begrenzung des Lichteinfalles im Gemeindesaal unterstützt werden.
Die Verwandlung des vorgefundenen Raumes durch Hinzufügen von leichten Raumelementen, der Empore und der Glaswand, einer neuen Raumachse, seine Größenänderung durch Licht, Textilien und Funktionsabläufe, aber auch die Stabilität des Gesamtraumes wahrnehmbar zu erhalten, das waren die besonders reizvollen Aufgaben im Umgang mit diesem Kirchenraum von Gustav Gsaenger aus dem Jahr 1958.
Dass eine der drei Stützen des Kirchengebäudes, denen Gsaenger neben sakral symbolischer und konstruktiv wirtschaftlicher Bedeutung auch ein akustisches Moment zutraute, nun im neuen Gemeindesaal steht, ist im Sinne des Ineinanderwirkens der Raumgehalte besonders schön.
Und wenn an besonderen Feiertagen der obere kleine Saal sich wie eine Loggia zum großen Saal öffnet und dieser auf ganzer Breite zum Kirchenraum, entsteht eine große räumliche Abfolge voller Festlichkeit.
Die Umgestaltung des Altarraumes und Kirchengestühls als dynamische Fortsetzung des Umbaus bleibt eine Aufgabe für die Zukunft. Zunächst waren vielmehr die notwendigen funktionalen Ergänzungen des Gemeindesaales gefordert, eine Teeküche, erdgeschossige Sanitäranlagen, Stuhllager, die Verlegung des Pfarramts in das Gemeindehaus, die Renovierung der Jugendräume und eine neue Heizung für Kirche und Gemeinderäume. Vergleicht man das Raumprogramm des Gsaengerschen Baues mit dem Umbauprogramm, wird die Verwandlung des Gebäudes hin zu einem zeitgemäßen Gemeindezentrum sichtbar.
Die Gethsemanekirche wurde im Jahr 2000 vom Bayrischen Amt für Denkmalpflege in die Liste der Architekturdenkmäler aufgenommen.